Polen bietet seinen Besuchern neben einer unangetasteten Natur auch eine große Zahl bedeutender Gebäude und architektonischen Sehenswürdigkeiten. Zahlreiche architektonische Meisterwerke in Polen verteilen sich dabei auf das gesamte Staatsgebiet und machen das Land daher überaus vielseitig, sodass hunderttausende Touristen jedes Jahr durch die Gassen der vielen mittelalterlichen Stadtkerne spazieren. Eine kleine Auswahl der architektonischen Meisterwerke soll Ihnen in diesem Artikel vorgestellt werden.
Der Kulturpalast in Warschau
Das Hochhaus des Kultur- und Wissenschaftspalastes ist schon aus weiter Entfernung zu erkennen. Das 237 Meter hohe Gebäude wurde im Stil des Sozialistischen Klassizismus entworfen und war viele Jahre das zweithöchste Gebäude Europas, ehe es von den Wolkenkratzern der aufstrebenden Finanzmetropolen abgelöst wurde. Seit 1994 ist es durch den Anbau einer Antenne das höchste Gebäude Polens und beherbergt gegenwärtig Büros und Veranstaltungsräume, Restaurants und ein Einkaufszentrum. Inmitten der modernen Wolkenkratzer des Warschauer Zentrums setzt sich der Kulturpalast besonders durch die Verwendung klassizistischer Formen von den neuzeitlichen funktionalistischen Formensprachen ab. Beliebt war das Gebäude bei den Warschauer Bürgern jedoch nie, da es als Monument der totalitären Unterdrückung der sozialistischen Regierung gilt. Deswegen kommen immer wieder Diskussionen darüber auf, ob man das Hochhaus abreißen sollte. Aufgrund dessen wurde es im Jahr 2007 unter Denkmalschutz gestellt.
Das Kaufhaus Renoma
Das von dem deutschen Wertheim-Konzern im Jahre 1930 eröffnete Gebäude wurde von dem Architekten Hermann Dernburg entworfen und befindet sich in der Breslauer Innenstadt. Aufgrund seiner Größe war es im Moment der Fertigstellung das flächenmäßig größte Gebäude der Stadt. Doch nicht lange nach seiner Eröffnung wurde es am Ende des zweiten Weltkrieges 1945 durch Bomben zerstört. Nur drei Jahre später wurde es dann wieder als Kaufhaus eröffnet und 2009 durch einen Anbau vergrößert. Heute ist es unter dem Namen Kaufhaus Renoma bekannt und beherbergt zahlreiche internationale Marken. Die architektonischen Besonderheiten des Gebäudes sind vor allem die abgerundeten Ecken, die großflächigen Fenster und ein freier Grundriss, der große Räume entstehen lässt und durch das Oberlicht viel Licht in die einzelnen Etagen lässt. Vor allem dieser gezielte Gebrauch des Lichtes wurde von den Zeitgenossen Dernburgs gelobt.
Die Wawel-Kathedrale
Etwas außerhalb der Krakauer Altstadt liegt der Wawelhügel, auf dem sich eine Burg, die Residenz der polnischen Könige und eine Kathedrale befindet. An der Stelle der heutigen Kathedrale befand sich ein romanischer Vorgängerbau, der 1305 durch einen Brand zerstört wurde. Ersetzt wurde dieses Gebäude durch die heute zu bestaunende Kathedrale, die im gotischen Stil 1346 eröffnet wurde. Im Laufe der Zeit wurden diesem Ursprungsbau dann eine Vielzahl von Kapellen angebaut, wodurch das heutige Bild entstand. Der Innenraum der Kathedrale wurde im 18. Jahrhundert durch barocke Formen ergänzt. Neben den interessanten architektonischen Merkmalen, befinden sich in der Kathedrale auch die Gräber der polnischen Könige, die das Gebäude durch die Nähe zum königlichen Palast als Hofkirche nutzten.
Das Schloss Kamenz
Karl Friedrich Schinkel ist einer der bekanntesten Architekten Deutschlands und vor allem durch seine Berliner Bauten wie der Königswache oder der Friedrichswerderschen Kirche berühmt geworden. In der Nähe des kleinen Dorfes Kamenz, heute Kamieniec Zabkowicki, baute Schinkel ein neogotisches Schloss, das 1873 eröffnet wurde. Das Gebäude steht auf einem Hügel, den Schinkel aufgrund des Ausblicks auf die Berge gewählt hatte. Markant sind die vier Türme, die mit ihren mit Zinnen bekrönten Dächern an mittelalterliche Burgen erinnern. Schinkel selbst durfte die Fertigstellung des Gebäudes nicht mehr miterleben und starb drei Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten. Sein Schüler Ferdinand Martius stellte das Schloss mit geringfügigen Veränderungen fertig. Heute gilt es als einer der neugotischen Höhepunkte der Architekturgeschichte, da es zeigt, wie die englische Neugotik und die ältere norddeutsche Backsteingotik in einem Gebäude kombiniert wurden.
Der Lazienki-Palast
1795 wurde der Palast inmitten des Lazienki-Parks von Domenico Merlini eröffnet. Das Gebäude war die Residenz des polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski, der es im Inneren mit chinesischen Stilmitteln und Reliefs ausschmücken ließ. Das Erscheinungsbild wird für die Besucher äußerlich durch die von großen Säulen getragene Attika gebildet und der Palast folgt in all seinen Merkmalen dem Klassizismus. Besonders ist vor allem seine Lage, denn das Gebäude liegt auf einer künstlich angelegten Insel, die von zwei Alleen begehbar gemacht wird und das Zentrum des Parks markiert. Nicht nur das Äußere ist interessant, sondern auch das Innere des Palastes bietet eine große Anzahl an einzigartigen Attraktionen, wie das Bacchuszimmer, die Bäder des Königs oder einer Gemäldegalerie.
Einige architektonische Meisterwerke in Polen befinden sich in den kleineren Städten Polens, die nicht von vielen Touristen besucht werden. Um sich der Vielfalt der Sehenswürdigkeiten zu widmen, muss man vor allem viel Zeit mitbringen und bereit sein, sich auch abseits der bekannten Wege zu bewegen. Architektonisch ist Polen überaus vielseitig und führt die Besucher durch eine sehr lange Geschichte, die von den kleineren romanischen Kirchen, über barocke Paläste wie dem Lazienki-Palast bis zu modernen Wolkenkratzern der polnischen Hauptstadt führen.